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Tidal Folly

Hamburg (DE)

Ansicht hoher Tidenstand
Tidal Folly
Ansicht mittlerer Tidenstand
Tidal Folly
Ansicht niedriger Tidenstand
Tidal Folly
Beschreibung

In den Niederlanden wird fast überall die Nordsee an den Küsten gewehrt. Gezeiten und sich verändernde Wasserspiegel werden mit Schleusen und Pumpwerken beherrscht. An zwei Stellen bringen die Gezeiten noch Salzwasser ins Landesinnere: Über die Maas und die Schelde. In Rotterdam ist die See nicht nur spürbar durch den großen Hafen und die Schiffe aus fernen Ländern, sondern auch durch das Salzwasser, das zweimal am Tag über den Nieuwe Waterweg in die Stadt komt um dann mit der Strömung der Maas wieder hinausgespült zu werden.


Ein normaler Anlegesteg, Schiffe und andere treibende Gegenstände in Häfen bewegen sich mit Ebbe und Flut mit. Wer auf einem Schiff oder einem Anleger steht, bleibt auf derselben Höhe zum Wasser. Die Gezeiten sind kaum mehr spürbar, zumal sie sechs Stunden Zeit haben auf- bzw. wieder abzulaufen.


Der Gezeiten-Folly scheint auf den ersten Blick ein normaler Anlegesteg zu sein und passt sich somit seiner Umgebung durchaus an. Aber im Gegensatz zum normaler Steg hält er nicht immer den gleichen Abstand zum Wasser. Wenn sich das Wasser zurückzieht und der Wasserspiegel erheblich sackt, bewegt sich der Steg nicht mit nach unten, sondern entgegengesetzt nach oben. Bei Hochwasser weicht er nicht vor dem auflaufenden Wasser zurück, sondern nähert sich diesem just an.


Bei Hochwasser kann der Passant das Wasser beinahe berühren, er könnte sehen wie Fische darin schwimmen. An einem windstillen Tag entsteht so das Gefühl eines ruhigen kleinen Stegs, wo Menschen angeln können oder Kinder die Enten füttern. Bei Niedrigwasser steht der Passant hoch über der Wasseroberfläche, wie auf einem Sprungbrett oder Aussichtsposten. Der Gezeiten-Folly will den Passanten Ebbe und Flut bewusst und erlebbar machen, durch deutlich auf seine Umgebung zu reagieren, aber dann auf eine für den Passanten überraschende Weise.


Die Konstruktion aus Standard-Stahlprofilen referiert an Hafenkräne, Anleger und Industriearchitektur. Die Materialwahl ist gekennzeichnet durch den für Hafenarchitektur typischen Pragmatismus. Stahl dort, wo die Kräfte innerhalb der Konstruktion gehalten werden müssen. Holz da, wo der Mensch mit dem Objekt in Berührung kommt (Geländer, Bodenbelag).


Der geeignetste Ort auf der Heijplaat ist unserer Meinung nach die Heysekade. Diese ist so etwas wie die Uferpromendade des Stadtteils. Auch wenn die Scenerie noch bestimmt wird durch Kaianlagen, Hafenschuppen und Industrie, kommen doch keine großen Schiffe mehr in das Hafenbecken. Hierdurch hat der Passant ausgiebig Gelegenheit, ungehindert die Aussicht über den Hafen und die Neue Maas zu genießen.

Projektdaten

Auslober
Follydock IFCR

Entwurf
Helge Kühnel

Zeitraum
Wettbewerb: Juli 2005

Erbrachte Leistungen

Vorentwurf